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2. Was klagen wir über die Natur? Sie hat sich ja freigiebig gezeigt; das Leben ist lang, wenn man es zu gebrauchen versteht. Den einen aber hält unersättliche Habsucht gefangen, einen anderen geschäftige Emsigkeit in überflüssigen Arbeiten; der eine ersäuft im Weine, der andere erstarrt in Untätigkeit, der eine müht sich ab, ehrsüchtig und stets auf fremdes Urteil gespannt, den anderen treibt in Hoffnung auf Gewinn fortreißende Handelsbegierde in allen Ländern, auf allen Meeren umher. ... Wir leben nur des Lebens kleinsten Teil; denn freilich, unsere ganze übrige Dauer ist nicht Leben, sondern Zeit. ... Keíner gehört sich selbst. ... 4. Wie also steht die Sache? Ihr lebt, als würdet ihr immer leben; niemals kommt euch in den Sinn, wie karg ihr bedacht seid; ihr verschwendet sie (die Zeit; Anm. d. Verf.), als hättet ihr sie in Hülle und Fülle, während vielleicht gerade der Tag, den ihr einem Menschen oder einer Sache opfert, euer letzter ist. ... 20. Schande über den, dem der Atem entflieht, während er hochbejahrt vor Gericht im Interesse der unbekanntesten Prozeßführer nach dem Beifall des unverständigen Zuhörerkreises hascht; schändlich der Mann, der eher des Lebens, als seines mühevollen Treibens satt, mitten in seiner Dienstgeschäftigkeit zusammensinkt; schändlich der, welchen, wenn er mitten in seinen Abrechnungen stirbt, der lange hingehaltene Erbe verlacht! ... Macht es denn eine so große Freude, mitten in Geschäften zu sterben? Dies aber ist die Gesinnung der meisten; ihr Verlangen nach Anstrengung dauert länger, als ihre Kraft dazu; ...

 
     
 
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